Agnieszka Holland über ihren Film:
Es ist ein anarchistisch feministischer Ökothriller mit Elementen einer
schwarzen Komödie.
Natürlich handelt er von einer Frau in einem gewissen Alter. Solche
Frauen werden nur selten in Filmen gezeigt. Aber der Charakter meiner
Heldin ist extrem, sie ist keine gewöhnliche Frau. Doch zugleich ist ihre
Situation für Frauen ihres Alters ziemlich typisch. Sie wird wie ein Objekt
behandelt. Die Männer um sie herum behandeln sie nicht als
gleichwertigen Menschen, und das ist eine ziemlich typische Situation.
Es geht mir um ökologische Fragen und philosophische, und „Die Spur”
hat auch Elemente von Thriller und Schwarzer Komödie.
Ich bin selbst gespannt, wie er aufgenommen wird. Als Unterhaltung?
Als eine Art Statement zu unserer Zeit? Sehen die Menschen die
Ungerechtigkeit, unter der meine Heldin so leidet?
Es kann wirklich viele verschiedene Sichtweisen geben.
Das war es auch, was mir an Olga Tokarczuks Roman „Der Gesang der
Fledermäuse“ in erster Linie gefallen hat. Das ist keine einfache
Geschichte, und sie lässt sich nicht einfach einem Genre zuordnen.
Es ist eine polnische Geschichte mit einer hoffentlich universellen
Dimension. Als ich den Film vor Kurzem in Los Angeles gezeigt habe,
haben die Zuschauer ihn als extrem relevant für die aktuelle Situation in
den USA verstanden.
Leider ist die politische Situation in vielen Ländern vergleichbar. In Polen
hat vor einem Jahr ein politischer Wandel eingesetzt, den ich für sehr
bedauerlich halte, weil er grundsätzliche Freiheiten, rauenrechte, die
Umwelt, verschiedene demokratische Werte und Institutionen angreift.
Diese Politik wird von Angst, Spaltung und Ausgrenzung geleitet, und sie
weckt Fremdenfeindlichkeit und nationalistische Gefühle. Es gibt
zahlreiche Bedrohungen in den USA nach der Wahl von Donald Trump.
Der politische Wandel hat reale Gründe, und ich denke, dass darauf
populistische und nationalistische Antworten die schlechtestmöglichen
sind. Ähnliche Krisen haben auch zum Brexit in Großbritannien geführt,
und sie haben zu einem Aufschwung des Front National in Frankreich
und der AFD in Deutschland geführt. Wir leben in interessanten, aber
gefährlichen Zeiten.
Schauen Sie, ich habe drei Filme über den Holocaust gedreht. Ich bin
mit den historischen Umständen vertraut, die zum Holocaust führten,
und ich weiß, dass die menschliche Natur zu sehr schlimmen Verbrechen
gegen die Menschlichkeit in der Lage ist. Ich erkenne deutliche Parallelen
zwischen der geistigen und politischen Situation in den 30er-Jahren und
heute. Das macht mir natürlich Sorgen.